Der Weltmilchtag am heutigen 1. Juni wurde 1957 gemeinsam von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) ausgerufen. Mit diesem Aktionstag soll die Milch als natürliches und gesundes Getränk weltweit beworben werden.

Inzwischen steigt aber auch der Umsatz an pflanzlichen Milchalternativen. Denn viele Verbraucher*innen wollen inzwischen weniger tierische Lebensmittel. Aus ökologischer Sicht verzehren wir viel zu viel Tierisches: der Verbrauch von Milch und Milchprodukten liegt bei ca. 85 kg im Jahr, was massive Auswirkungen auf Tier- und Menschenrechte sowie das globale Klima hat. Nach den Empfehlungen der Planetary Health Diet, über die ich hier schon einmal berichtet habe, sollte unser Speiseplan darum zu rund 80 % aus pflanzlichen Lebensmitteln bestehen. Deshalb können Pflanzendrinks einen wertvollen Beitrag zu Diversitäts- und Klimaschutz leisten.

Aus Sicht der Organisation Slow Food Deutschland ist der vollständige Verzicht auf Kuhmilch aber nicht erforderlich. Denn Milch ist von Natur aus ein nährstoffreiches und wertvolles Grundnahrungsmittel. Sie enthält unter anderem Kalzium, das zum Knochenaufbau wichtig ist und wertvolles Eiweiß für den Körperzellenaufbau. Eine gute Weidemilch liefert auch herzgesunde Omega-3-Fettsäuren, da diese durch die Grasfütterung in die Milch gelangen.

Wichtig ist, dass die Milch von Kühen kommt:

  • die Hörner haben,
  • auf der Weide Gras fressen können
  • idealerweise eine Zeitlang ihr Kälbchen behalten dürfen

und dass die Milch

  • so gering wie möglich verarbeitet ist
  • naturbelassen in die Flasche kommt.

Beim Einkauf von Pflanzendrinks fällt die Wahl inzwischen nicht unbedingt leicht: Gab es anfangs nur einzelne Drinks aus Soja, Hafer und Reis zu kaufen, so findet sich in den Regalen der Läden, ob Bio oder konventionell, heute eine ganze Palette an Pflanzendrinks; etwa aus Mandeln, Cashews, Macadamia, Kokosnuss und Haselnuss, aus Dinkel, Erbsen und Lupinen sowie Kreationen aus Hanf, Hirse und Buchweizen. Auch wenn viele pflanzliche Alternativen wie „Milch“ aussehen dürfen sie sich nicht so nennen. Diese Bezeichnung ist allein der Milch von Säugetieren wie Kühen, Schafen und Ziegen vorbehalten. Darum werden die pflanzlichen Alternativen meist als „Drink“ bezeichnet.

Leider sind die pflanzlichen Milchalternativen auch recht teuer. Je nach Sorte kosten sie pro Liter bis zu 3 €. Das ist deutlich mehr, als viele bereit sind, für einen Liter gute Kuhmilch hinzulegen, die um die 1,50 € kostet. Der höhere Preis kommt daher, dass Pflanzendrinks als Genussmittel gelten, die mit 19 % Mehrwertsteuer belegt werden und Kuhmilch als Grundnahrungsmittel nur mit 7 % .

Aus ernährungsphysiologischer Sicht haben Pflanzendrinks Einiges zu bieten. Ihr Fett liefert vor allem ungesättigte Fettsäuren wie z.B. Omega-3-Fettsäuren in Sojamilch. Pflanzendrinks aus Getreide liefern darüber hinaus lösliche Ballaststoffe, die ein gutes „Darmfutter“ sind und für Sättigung sorgen.

Hafer ist reich an so genannten Beta-Glucanen, die helfen, den Cholesterinspiegel zu senken. Sojaeiweiß ist zudem recht hochwertig, es hat eine ähnlich hohe biologische Wertigkeit wie Kuhmilch. Mit bis zu 50 kcal je 100 ml enthalten Pflanzendrinks etwas weniger Energie als Kuhmilch die, je nach Fettgehalt, etwa 68 kcal liefert (bei einem Fettgehalt von 3,8 %). Außerdem sind sie frei von Laktose (Milchzucker), den manche Menschen nicht vertragen. Auch für Kuhmilch-Allergiker*innen sind sie eine Alternative. Weil sie kein Cholesterin liefern, sind sie auch gut für Menschen mit zu hohen Blutfettwerten geeignet. Was Pflanzendrinks fehlt, ist Kalzium, das Kuhmilch und andere Milchprodukte reichlich liefern. Bio-Pflanzendrinks werden darum teils mit Lithothamnium Calcareum angereichert, einer Rotalge, die reich an Kalzium ist. Isoliertes Kalziumcarbonat ist für „Bio“ nicht gestattet, wird konventionellen Sojadrinks aber teils zugesetzt.

Hafer- und Dinkeldrink

Um einen Liter Haferdrink herzustellen, werden etwa 100 g Getreide benötigt. Dieses kommt sehr häufig aus Deutschland, womit die Getreidedrinks einen Heimvorteil haben. Denn kurze Transportwege führen zu einer besseren CO2 – Bilanz.

Außerdem trägt der Anbau nur zu einem geringen Anteil zum Landverbrauch bei und es gibt laut Ökotest (12/2019) beim heimischen Anbau auch kein Probleme mit Gentechnik, Glyphosat und bedenklichen Schwermetallen. Einige Hersteller bieten inzwischen ihre Drinks statt in Tetra-Packs jetzt auch in Flaschen an.

Getreidedrinks schmecken meist leicht süßlich. Das kommt von dem Enzym α-Amylase, mit dem das Getreide nach dem Schroten und Kochen der Körner versetzt wird. Dieses Enzym baut einen Teil der Stärke zu Zucker ab. Aus diesem Grund eignen sich Getreidedrinks sehr für die Verwendung für Müsli, Puddings, zum Kuchenbacken und auch zum Aufschäumen für den Cappuccino. Um einen schönen Schaum zu erhalten, muss der Drink aber vorher sehr gut geschüttelt und erwärmt werden.

Reisdrinks

Auch Pflanzendrinks aus Reis schmecken süß, weil die Stärke durch die o.g. Enzyme zu Zucker abgebaut wird. Deshalb sind die wässrigen Reisdrink auch für Müslis und Desserts gut geeignet.

Die Ökobilanz dagegen fällt nicht ganz so positiv aus wie bei Hafer- oder Dinkeldrinks. Denn kommt der Reis aus einem asiatischen Anbauland wie z.B. Indien, hat er relativ weite Transportwege hinter sich. Auch Pestizide und Schwermetalle können ein Problem sein. Außerdem ist der Wasserverbrauch beim Anbau relativ hoch und es entstehen je nach Anbauweise die Klimagase Methan oder Lachgas. Deshalb sollten Reis-Drinks seltener genutzt werden. Wer sie dennoch bevorzugt, sollte Bio-Reisdrinks aus Reis aus Europa (z.B. aus Italien oder Spanien) nehmen.

Soja-, Erbsen- und Lupinendrink

Die bekannteste Milchalternative aus Hülsenfrüchten ist Sojadrink. Inzwischen gibt es aber auch solche aus Lupinen und Erbsen. Zur Herstellung werden die Bohnen zunächst eingeweicht und dann gemahlen. Der Brei wird dann aufgekocht und  die Flüssigkeit dann abgeseiht.

Die Öko-Bilanz bei der Herstellung von Sojadrinks ist geteilt: Der Energieverbrauch bei der Herstellung ist laut einer Studie aus Schweden mit 86 % fast ebenso hoch wie der von Milch. Dabei entstehen jedoch nur ein Viertel der Treibhausgase wie bei der Produktion von Kuhmilch. Auch der Anbau schluckt nur rund 40 % der Fläche, die für die Haltung von Milchkühen benötigt wird. Außerdem sollte man darauf achten, dass die (Bio-) Sojabohnen aus Europa kommen (z.B. Österreich, Frankreich, Niederlande oder Deutschland). Immerhin kommen die meisten Sojabohnen, die für Planzendrinks verwendet werden, kaum noch aus Monokulturen für die Regenwald gerodet wird.

Die Datenlage zu Lupinen- und Erbsendrinks ist – wie auch das Angebot in den Märkten – noch weniger üppig. Bei beiden Sorten kommen die Rohstoffe hauptsächlich aus Europa, was die Transportwege verkürzt.

Drinks aus Hülsenfrüchten eignen sich wegen des höheren Eiweißgehalts besonders gut zum Aufschäumen, schmecken aber nicht so süß wie Hafer- oder Getreidedrinks. Sie lassen sich auch unter Zugabe von Milchsäurekulturen zu veganem Joghurt verarbeiten oder im Kuchenteig und für Pfannkuchen nutzen.

Nussige Drinks

Hierzu zählen Produkte aus Mandeln, Kokosnuss, Hasel- und Makadamianüssen sowie Cashewkernen. Alle haben gemeinsam, dass die Rohstoffe meist weit gereist sind und schon der Transport alles andere als ökologisch ist.

Zum Beispiel stammen 80 % der weltweit verarbeiteten Mandeln aus Kalifornien, die in Monokulturen angebaut werden und große Mengen an Wasser brauchen – rund 17mal mehr als die Erzeugung von Kuhmilch mit sich bringt. Da die Plantagen so groß sind, werden für die Bestäubung der Blüten extra Bienen auf den Plantagen verteilt. Das ist für die Tiere sehr stressig , da sie aufgrund der „ständigen Transporte, Stress, hohen Besatzdichten und einer monotonen, pestizidbelastetem Umgebung ausgesetzt“ sind (laut Albert-Schweitzer-Stiftung). Es gibt auch Bio-Mandelmilch aus europäischen Mandeln, die im Mittelmeerraum in Mischkulturen wachsen. Das kürzt schon mal die Transportwege. Für andere Nuss-Drinks liegen keine Öko-Bilanzen vor. Wenn also überhaupt Nussdrinks auf dem Tisch landen, dann europäische Bio-Produkte. Sie garantieren am ehesten faire Arbeitsbedingungen in den Anbauländern.

Meine Empfehlung

Achtet beim Kauf auf Herkunft und Anbauart. Dazu finden sich Hinweise auf der Verpackung: Hersteller*innen, die europäische oder heimische Rohstoffe verwenden, werben zunehmend damit. Daneben entscheidet natürlich auch der Geschmack und der Verwendungszweck.

Grundsätzlich solltet ihr Bio-Pflanzendrinks bevorzugen. Hier ist nicht nur der Anbau umweltverträglich und z.B. bei Soja (fast) Gentechnik-frei, sie enthalten auch keine oder nur sehr wenige Zusatzstoffe wie z.B. Dickungsmittel und Emulgatoren. Auch Pflanzendrinks mit Zucker oder anderen Süßungsmitteln sowie Aromen sind überflüssig. Denn: gute Zutaten bieten ausreichend Geschmack.