Fastenzeit

Mit Aschermittwoch ist die Karnevals-Session zu Ende. Der Alltag hat uns wieder und die Fastenzeit lädt uns ein nicht nur äußerlich abzuschminken. Alle Jahre wieder machen wir uns gute Vorsätze, worauf wir sieben Wochen lang verzichten könnten.

Fasten und Askese waren schon in der Antike geschätzt als religiöse Vorbereitung. Es war also kein besonderes Merkmal der Christen, sondern entsprach den damals üblichen Vorstellungen. Schon im heidnischen Umfeld war Fasten z.B. bei der Initiation in die Mysterien üblich. Und das Judentum kannte und kennt bis heute feste Fastentage als Zeichen der Sühne und Ausdruck des Trauerns. Auch die Muslime halten eine Fastenzeit, den Ramadan, im neunten Monat des islamischen Kalenders: 30 Tage darf der Gläubige von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang nichts zu sich nehmen, weder Speise noch Getränke, nicht einmal Wasser, was in den heißen arabischen Ländern eine schwere Prüfung ist.

Im Lauf der Geschichte des Christentums haben sich die Regeln und Verbote zur Fastenzeit immer wieder geändert. So legte Papst Gregor I. im Jahr 590 fest, dass in der Fastenzeit vor Ostern der Verzehr von warmblütigen Tieren verboten ist. Auch andere tierische Produkte wie Eier, Milch, Butter und Käse sowie Alkohol standen auf der Verbotsliste. Außerdem war nur eine Mahlzeit am Tag erlaubt. Diese Fastenregeln hatten über mehrere Jahrhunderte Bestand, bis sie Mitte des 16. Jahrhunderts von Papst Julius III. gelockert wurden und nur noch auf Fleisch verzichtet werden sollte. Fisch, Mehlspeisen und vegetarisches Essen fand sich von da an auf den Speisezetteln.

Im Mittelalter wurde nicht nur in der Fastenzeit gefastet, es gab bis zu 130 Fastentage. Doch gerade die Menschen im Mittelalter arbeiteten meist schwer körperlich und waren auf kalorienreiches und nahrhaftes Essen angewiesen. Und so erdachten sich die Menschen hilfreiche Tricks, um die strengen Fastenregeln zu umgehen. Die bekannteste Tarnung des Fleisches ist wohl die schwäbische Maultasche, die im Volksmund auch „Herrgott‘s B‘Scheißerle“ genannt wird und der Überlieferung nach von Mönchen aus dem Kloster Heilbronn erfunden worden sein sollen: Damit Gott ihr Fastenbrechen nicht bemerkte, hackten sie das Fleisch klein, mischten es mit Spinat und Kräutern und versteckten es unter einem Teigmantel.

Welche traditionellen Fastenspeisen gibt es?

In vielen Gegenden gab und gibt es typische Fastenspeisen wie Milch- und Brotsuppen, Reibekuchen, Mehlknödel oder Kartoffelsalat. Auch Eierspeisen wie Pfannkuchen, Arme Ritter oder auch Gebäck wie Fastenbrezeln gehören dazu.

Auch heute noch ist Fisch eine der traditionellen Fastenspeisen, da er reich an Eiweiß und kalorienarm ist. Eine Kölner Spezialität war das ‚Kuschelemusch‘: Klipp- oder Stockfischreste vom Vortag mit Kartoffeln vermischt und im Backofen gegart oder überbacken.

Fasten bedeutet aber nicht immer nur den Verzicht auf bestimmte Speisen und Getränke. Es gibt auch eine Vielzahl anderer Möglichkeiten zu „fasten“. Viele verzichten während der sieben Wochen auf Genussmittel wie Alkohol, Zigaretten oder Süßigkeiten und bevorzugen einfache, meist vegetarische Gerichte. Dadurch kann man sich auch deutlich machen, wovon sehr viele Menschen in verschiedenen Erdteilen leben und womit sie auskommen müssen.